Praktische Theologie

Marius Wisker: Events in der praktisch-theologischen Theoriebildung

Marius Wisker: Events in der praktisch-theologischen Theoriebildung, Stuttgart: Kohlhammer, 2021, kt., 303 S., € 39,–, ISBN 978-3-17-041664-2


Die Rede und das Praktizieren von „Events“ ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu einem Modewort und zu einer Modeerscheinung geworden, die auch vor der kirchlichen Praxis keinen Halt macht. In seinem als Dissertation verfassten Werk „Events in der praktisch-theologischen Theoriebildung“ macht es sich Marius Wisker deshalb zur Aufgabe, die bisher fehlende Reflexion zur Kategorie des (christlichen) Events innerhalb der Praktischen Theologie zu erörtern.

Die Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte: in einem ersten, theoretischen Teil erfolgt, ausgehend von der gesellschaftlichen Betrachtung der sogenannten „Erlebnisgesellschaft“ (Gerhard Schulze) und der „Gesellschaft der Singularitäten“ (Andreas Reckwitz), eine Begriffsbestimmung und -einordnung der Kategorie des Events (15–64). Für Wisker konstituiert sich ein Event aus dem „Zusammenwirken des teilnehmenden Subjekts, des Erlebnisses und der ‚Gemeinschaft‘“ (41) – mit einem Modell aus drei ineinandergreifenden Zahnrädern werden die drei beteiligten Faktoren des Events bildhaft dargestellt (42). Nach einem Überblick über den aktuellen Forschungsstand innerhalb der Theologie und Event-Forschung (85–131) wird zum zweiten, empirischen Teil der Arbeit übergeleitet, in welchem die Eventisierung des christlichen Lebens anhand spezifischer christlicher Veranstaltungen untersucht wird (135–192). Im Vordergrund steht dabei die Deskription der beiden Veranstaltungen des Deutschen Evangelischen Kirchentags und des Pfingstjugendtreffens Aidlingen. Obwohl sich die Eventisierung auch in der kirchlichen Praxis zunehmend bemerkbar macht (in Form von alternativen Gottesdiensten, Kasualien, „Event-Kirchen“), gibt Wisker die Veranstaltungsform von Taizé als ein erfolgreiches Gegenbeispiel an, die aufgrund einer fehlenden Subjekt- und Erlebnisorientierung gerade nicht als Event aufzufassen ist. Im letzten Teil werden schließlich Chancen und Grenzen christlicher Events diskutiert, indem eine praktisch-theologische Einordnung des Theorie- und Praxisteils stattfindet (193–242). Dabei wird mitunter betont, dass sich ein christliches Event gegenüber anderen Events, insbesondere hinsichtlich der transzendenten Sinngebung und Gott als zentraler Handlungsinstanz, unterscheidet – was einen hervorzuhebenden Mehrwert christlicher Events mit sich bringt. Zusammenfassend steht es für Marius Wisker außer Frage, „dass es bei allen positiven Möglichkeiten, die christliche Events gerade im Hinblick auf eine Gesellschaft, die solche Formen sucht, nicht darum gehen kann, diese Veranstaltungsform als die einzig wahre anzusehen“ (246). Auch wenn Events ein wesentlicher Bestandteil christlichen Lebens sind, müssen ergänzende Strukturen und andere Begegnungs- und Gemeinschaftsformen in der kirchlichen Praxis Berücksichtigung finden (247). Insgesamt überzeugt die Arbeit von Marius Wisker mit ihrer nachvollziehbaren Struktur, kohärenten Argumentation und den neuen Sichtweisen auf ein zentrales kirchliches Thema unserer Zeit.


Manuel Gräßlin, Doktorand STH Basel, Pastor ICF Karlsruhe, Content Creator bei FeedYourself